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Frau schreibt auf Block

Glücksspielforschung in Deutschland

Überblick der Forschungslandschaft und -einrichtungen

Glücksspiel­forschung

Die Glücksspielforschung betreibt Studien zu sozialen, psychologischen, medizinischen, rechtlichen und ökonomischen Themen des Glücksspiels. Eine der wesentlichen Aufgaben der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder ist dabei die Förderung der wissenschaftlichen Forschung im Zusammenhang mit Glücksspielen, insbesondere durch die Möglichkeit, entsprechende Studien und Gutachten in Auftrag zu geben (§ 27e Abs. 3 GlüStV 2021). Dabei können im Zusammenhang mit den Sozialkonzepten von den Veranstaltern und Vermittlern erhobene anonyme Daten für Zwecke der Glücksspielforschung verwendet werden (§ 6 Abs. 4. GlüStV 2021).

Zentrale Themen, die durch Forschungsprojekte untersucht werden sollten, sind u. a.

  • Ausarbeitung von Messinstrumenten für die Bewertung des Suchtgefährdungspotentials verschiedener Glücksspielformen,

  • Bedeutung verschiedener Glücksspielformen für die Glücksspielsucht,

  • Auswirkungen von Regulierungs- und Spielschutzmaßnahmen auf das Verhalten der SpielerInnen und der Glücksspielanbieter,

  • Überprüfung der Wirksamkeit von Sozialkonzepten,

  • Beobachtung grundsätzlicher Effekte, die mit der Zulassung und Regulierung von Glücksspielen im Internet verbunden sind,

  • Bewertung von neuen Glücksspielformen und deren Einfluss auf das bestehende Angebot,

  • Bedeutung von Marketinginstrumenten für die Glücksspielsucht,

  • Marktbeobachtung und Bewertung von Glücksspielwerbung und Sponsoring im Hinblick auf eine wirksame Suchtbekämpfung,

  • Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes,

  • Ausarbeitung von optimalen Präventionsmaßnahmen und weiteren Regulierungsmöglichkeiten im Onlinebereich.

Überblick zu Forschungseinrichtungen, die sich mit Glücksspielforschung beschäftigen:

Charité Universitätsmedizin Berlin - Arbeitsgruppe Spielsucht

Die AG Spielsucht untersucht die Mechanismen der Entstehung und Aufrechterhaltung von nichtstoffgebundenen Süchten oder Verhaltenssüchten, insbesondere der Glücksspielsucht bzw. Phänomenen wie exzessiver Internetnutzung. Die Forschungsmethoden umfassen behaviorale Studien, bildgebende (fMRT, PET, EEG) und psychophysiologische Untersuchungen, Verhaltensanalysen, psychometrische und epidemiologische Untersuchungen bei verschiedenen Stichproben in der Bevölkerung sowie Therapie- und Versorgungsforschung. Die Forschungsarbeiten der AG werden von verschiedenen Förderinstitutionen, wie z. B. dem Bernstein Center for Computional Neuroscience (BCCN) oder Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin gefördert.

Arbeitsgruppe Spielsucht (www.ag-spielsucht.charite.de)

IFT Institut für Therapieforschung

Das IFT ist als selbstständiges Forschungsinstitut auf dem Gebiet der Abhängigkeitserkrankungen tätig. Themenschwerpunkte sind AlkoholTabakillegale DrogenMedikamente und Glücksspiel. Es werden grundlagen- und anwendungsbezogene Fragestellungen zur Ätiologie, Epidemiologie, Prävention, Therapie und zur Versorgungsforschung bearbeitet. Die Forschungstätigkeiten werden aus öffentlichen Mitteln gefördert, u. a. durch Behörden des Bundes und der Länder, durch Verbände, die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht und andere europäische Stellen.

→ IFT Institut für Therapieforschung (www.ift.de)

Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD)

Das gemeinnützige Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung besteht seit 1992. Das ISD versteht sich als ein Bindeglied zwischen Forschung und Praxis. Es führt Evaluationen und Forschungsprojekte zum gesamten Spektrum der Suchtprävention und -hilfe durch.

Sein Träger ist der gemeinnützige Förderverein für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (FISD e.V.). Er wurde von Wissenschaftlern/innen verschiedener Fachbereiche der Hamburger Hochschulen und von Fachleuten aus der Praxis gegründet.

→ ISD Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (www.isd-hamburg.de)

Technische Universität Dresden - Fakultät Psychologie TU- Dresden

Ein Forschungsschwerpunkt der Professur befasst sich mit dem Risikomanagement im Zusammenhang mit der Beteiligung an Glücksspielen. Es geht dabei um die Risikominimierung im Rahmen einer Gratwanderung zwischen den Interessen der Mehrheit unproblematischer (resilienter) SpielerInnen an einer freien Ausübung ihres Verhaltens und dem Schutz einer Minderheit „vulnerabler“ SpielerInnen, die ohne Früherkennung und Hilfe erheblichen Schaden erleiden würden bzw. aktuell erleiden. Die Forschung leistet einen Beitrag zur evidenzbasierten Gestaltung des Verbraucherschutzes.

Arbeitsgruppe Abhängiges Verhalten, Risikoanalyse und Risikomanagement (www.tu-dresden.de)

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - Forschungsbereich Neuropsychologie und Psychotherapie

Die Arbeitsgruppe forscht zu Grundlagen psychiatrischer Störungen und entwickelt u. a. verschiedene Maßnahmen zur Reduktion von problematischem Glücksspiel. Die ForscherInnen entwickelten ein Trainingsprogramm mit Bezug zum Glücksspiel, welches metakognitive Defizite verbessern soll. Zur Metakognition gehört die Fähigkeit, Wahrnehmungen oder Entscheidungen zu reflektieren und zu bewerten. Dies kann entsprechend positive Auswirkungen auf Strategien zur Problemlösung und Selbstregulation haben. Das metakognitive Training bei problematischem Glücksspiel (Glücksspiel - MKT) kann somit idealerweise zu einer Korrektur der problematischen Denkinhalte und zu einer Reduktion der Symptomatik führen.

Forschungsbereich Neuropsychologie und Psychotherapie am UKE Hamburg

Das Forschungsteam entwickelte zudem das Online – Selbsthilfeprogramm „Neustart“. Das Trainingsprogramm zur Bewältigung von problematischem Glücksspiel ist kostenlos, anonym, wissenschaftlich untersucht und begleitet.

spieler-selbsthilfe.de/

Universität Bochum - Institut für Glücksspiel und Gesellschaft

Das Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) ist ein drittmittelgefördertes Forschungsinstitut der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Bergischen Universität Wuppertal. Gefördert wird das Institut für die Dauer von zunächst fünf Jahren vom Verband der Deutschen Automatenindustrie e. V. (VDAI) sowie der Westdeutschen Lotterie GmbH & Co. OHG. Der Forschungsschwerpunkt des Instituts liegt auf der Erforschung der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung des Glücksspiels in seinen unterschiedlichen Formen sowie auf der Erarbeitung von Möglichkeiten einer zukunftsfähigen rechtlichen Regulierung. Im interdisziplinären Dialog werden Fragestellungen des Verfassungs-, Verwaltungs-, Steuer- und Unionsrechts gleichermaßen thematisiert wie wirtschaftswissenschaftliche Aspekte der Entwicklung und Regulierung von Glücksspielmärkten und die sozialwissenschaftlichen Dimensionen des Glücksspiels sowie seiner Regulierung.

→ Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (www.glueg.org)

Universität Bremen - Arbeitseinheit Glücksspielforschung

In der Arbeitseinheit Glücksspielforschung werden verschiedenartige Forschungsprojekte zu den Entstehungsbedingungen und den Folgen des problematischen Glücksspielverhaltens bzw. der Glücksspielsucht („Störung durch Glücksspielen“) sowie der Prävention dieses Störungsbildes durchgeführt. Für diese Zwecke wird auf vielfältige Forschungsmethoden zurückgegriffen, die von klassischen qualitativen (z. B. Interviewstudien), über quantitative (z. B. Big-Data-Analysen) bis hin zu (quasi-)experimentellen Forschungsansätzen reichen. Der Anspruch der Forschungsarbeiten liegt im hohen Anwendungsbezug, d. h. wissenschaftliche Befunde immer in konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis im Gesundheitswesen wie auch die Politik zu übersetzen.

→ Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen (uni-bremen.de)

Universität Duisburg-Essen - Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition

Das Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition beschäftigt sich mit den kognitionspsychologischen Grundlagen des menschlichen Entscheidungsverhaltens.

An der UDE werden Suchterkrankungen an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung untersucht, die vor allem am Computer oder Smartphone entstehen.

Das Fachgebiet forscht u. a. im Bereich der Verhaltenssüchte, in dem affektive und kognitive Mechanismen von Internetsucht untersucht werden. Um die Entstehung und Aufrechterhaltung von spezifischen Internetnutzungsstörungen zu verstehen, werden die psychologischen und neurobiologischen Prozesse erforscht. Das Fachgebiet leistet somit einen Beitrag zur Verbesserung der Prävention und Therapie von internetbezogenem Suchtverhalten und damit eine Verbesserung der Situation von Betroffenen.  

Prof. Dr. Matthias Brand leitet an der Universität Duisburg-Essen das Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition und das Center for Behavioral Addiction Research an der Medizinischen Fakultät.

uni-due.de/kognitionspsychologie/

 

Universität Hamburg - Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung

Das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) ist ein fakultätsübergreifender Forschungsschwerpunkt der Universität Hamburg unter Beteiligung von Institutionen der Fakultäten Medizin sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Das ZIS forscht in den Bereichen stoffgebundener sowie stoffungebundener Süchte. Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Alkohol, Drogen, Infektiologie, Trauma und Sucht sowie pathologisches Glücksspiel. Dabei kommen methodische Ansätze der Epidemiologie, klinischen Forschung, Prävention sowie der Versorgungsforschung zur Anwendung. Zudem bestehen Tätigkeitsschwerpunkte in den Bereichen „Capacity Building“, internationale Zusammenarbeit und Wissenstransfer.

→ Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (www.zis-hamburg.de)

Universität Hohenheim – Forschungsstelle Glücksspiel

Die 2004 gegründete Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim ist Pionierin der interdisziplinären Glücksspielforschung in Deutschland. Ziel ist es, durch originäre wissenschaftliche Forschung sowie durch Zusammenführung der Forschung aus verschiedenen Fachbereichen fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse für EntscheidungsträgerInnen aus Politik, dem Hilfesystem und der Wirtschaft zu schaffen. Das Vernetzen unterschiedlicher AkteurInnen und der Wissenstransfer sind dabei zentrale Merkmale. Ebenso spiegelt die fachübergreifende Zusammensetzung des Teams den multidisziplinären Charakter des Glücksspiels wider. Aktuelle Themenschwerpunkte reichen von algorithmenbasierten Systemen zur Früherkennung von Glücksspielproblemen über die Bewerbung von Glücksspiel in den sozialen Medien bis hin zu gesellschaftspolitischen Anliegen wie der Stigmatisierung von GlücksspielerInnen.

gluecksspiel.uni-hohenheim.de

Universität zu Köln - Department Psychologie, Biologische Psychologie

Die Abteilung für Biologische Psychologie am Department Psychologie der Universität zu Köln forscht an den neuronalen, physiologischen und computationalen Prozessen, die bei der Glücksspielstörung eine Rolle spielen. Schwerpunkte der Arbeit sind Lern- und Entscheidungsprozesse und deren Veränderungen bei Personen mit problematischem Spielverhalten. Hierbei werden neurowissenschaftliche und biopsychologische Methoden (fMRT, Peripherphysiologie) sowie computationale Ansätze genutzt, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen. Die Forschung der Abteilung in diesem Bereich wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.

→ Psychologische und neurowissenschaftliche Glücksspielforschung (https://www.hf.uni-koeln.de/42341

Universität zu Lübeck – Forschungsgruppe S:TEP (Substanzbezogene und verwandte Störungen: Therapie, Epidemiologie und Prävention)

An der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Lübeck hat die Forschungsgruppe S:TEP (Substanzbezogene und verwandte Störungen: Therapie, Epidemiologie und Prävention) einen Schwerpunkt, der sich mit Verhaltenssüchten beschäftigt. Neben Internetnutzungsstörungen schließt dieses insbesondere auch Glücksspielverhalten ein. Der Schwerpunkt lag dabei bislang hauptsächlich auf epidemiologischer Forschung (u. a. im Rahmen der PAGE-Studie). Weiterhin besteht eine internationale Kooperation im Rahmen einer technischen Arbeitsgruppe der WHO mit dem Ziel der Entwicklung von Standard-Diagnoseverfahren im Bereich Gaming und Gambling. Weitere Arbeiten beziehen sich unter anderem auf Zusammenhänge von Migration und Glücksspielstörung, der Nutzung von Hilfeangeboten sowie längsschnittliche natürliche Verläufe in der Entwicklung problematischer Verhaltensmuster im Rahmen des Glücksspielens.

→ psychiatrie-luebeck.de/research-groups/addiction/

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - Kompetenzzentrum Spielerschutz und Prävention

Das Kompetenzzentrum Spielerschutz & Prävention (KSP) an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, entwickelt und erforscht seit 2008 präventions- und interventionsorientierte Spielerschutzkonzepte. Forschungsschwerpunkt des KSP ist die Durchführung von Konsumentenbefragungen zur Inanspruchnahme und zu den Effekten universeller, selektiver und indizierter Spielerschutzmaßnahmen (online und terrestrisch). Dabei kommen quantitative und qualitative Methoden (Fokusgruppen) der empirischen Sozialforschung zur Anwendung.

Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie - Spielsuchtprävention, Unimedizin Mainz (www.unimedizin-mainz.de)

Zentralinstitut für seelische Gesundheit - AG Verhaltenssüchte

Die Arbeitsgruppe Verhaltenssüchte ist Teil der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Leitung: Prof. Dr. Falk Kiefer) und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Untersuchung psychologischer, genetischer und neurobiologischer Mechanismen, die der abhängigen Nutzung von Internet, Videospielen oder Glücksspielen zugrunde liegen. Ziel dabei ist es, Schutz- und Risikofaktoren zu identifizieren, die bei der Entwicklung einer Verhaltenssucht eine Rolle spielen. Aus den Erkenntnissen lassen sich Erklärungsmodelle entwickeln sowie eine differenziertere Diagnostik und spezifische Therapien ableiten. Daneben ermöglichen die Befunde, dass PatientInnen sich selbst besser in ihrem Problemverhalten verstehen lernen und Empathie für sich selbst entwickeln. Dies sind wesentliche Grundsteine für eine verbesserte Motivation, das eigene Problem anzugehen.

→ Verhaltenssüchte: ZI Mannheim
(www-zi-mannheim.de)

aktualisiert am 11.09.2024