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Suchtprävention

Überblick

Prävention und Spielerschutz

Was ist Glücksspielsucht?

Glücksspielsucht bzw. Pathologisches Spielen oder Zwanghaftes Spielen ist als Abhängigkeitskrankheit - Gambling Disorder - offiziell anerkannt. Im ICD-10* ist pathologisches Spielen als abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle klassifiziert (F63) und wie folgt definiert:

„Die Störung besteht in häufigem und wiederholtem episodenhaftem Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt“.

Bei zwanghaftem Spielen wird die betroffene Person von dem Verlangen nach Spielen beherrscht, ohne den Impuls zum Spiel widerstehen zu können. Die Krankheit entwickelt sich meist schleichend, sodass es oftmals schwierig ist, eine klare Grenze zwischen Genuss und Sucht zu ziehen.

*Die ICD-10 ist die 10. Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, einer medizinischen Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Präventionsarbeit

Das Ziel von Suchtprävention ist es, eine Suchterkrankung zu verhindern und soziale, gesundheitliche und finanzielle Schäden, die durch Glücksspielsucht entstehen können, im Voraus zu unterbinden. 

Im Glücksspielstaatsvertrag sind gesetzliche Regelungen zu Präventions- und Spielerschutzmaßnahmen gegeben. 

Eine Übersicht von Präventionsverbänden ist hier zu finden. Diese Anlaufstellen unterstützen individuell bei der Früherkennung riskanten Spielverhaltens, stellen Informationsmaterialien  zur Verfügung und betreiben gesundheitliche Aufklärung.  

Diagnosekriterien für pathologisches Glücksspielen nach DSM-V

Im DSM-V** wurde pathologisches Spielen in die Gruppe der Abhängigkeitserkrankungen aufgenommen und mit folgenden Merkmalen definiert:1

  1. Notwendigkeit des Glücksspielens mit immer höheren Einsätzen, um eine gewünschte Erregung zu erreichen.
  2. Unruhe und Reizbarkeit bei dem Versuch, das Glücksspielen einzuschränken
    oder aufzugeben.
  3. Wiederholte erfolglose Versuche, das Glücksspielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben.
  4. Starke gedankliche Eingenommenheit durch Glücksspielen (z.B. starke Beschäftigung mit gedanklichem Nacherleben vergangener Spielerfahrungen, mit Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmung, Nachdenken über Wege, Geld zum Glücksspielen zu beschaffen).
  5. Häufiges Glücksspielen in belastenden Gefühlszuständen (z. B. bei Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Angst, depressiver Stimmung).
  6. Rückkehr zum Glücksspielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen (dem Verlust „hinterherjagen“ [„Chasing“]).
  7. Belügen anderer, um das Ausmaß der Verstrickung in das Glücksspielen zu vertuschen.
  8. Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, eines Arbeitsplatzes, von Ausbildungs- oder Aufstiegschancen aufgrund des Glücksspielens.
  9. Verlassen auf finanzielle Unterstützung durch andere, um die durch das Glücksspielen verursachte finanzielle Notlage zu überwinden.

Als eine schwächere Ausprägung gilt das problematische Spielen. Für diese Form des Glücksspielens liegt keine einheitliche Definition vor.

1 vgl. Fachinformationen - IFT

Wer ist betroffen?

Laut des Glücksspiel-Surveys 2021 haben im Jahr 2021 29,7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland an mindestens einem Glücksspiel um Geld teilgenommen. Der Anteil der Männer lag dabei mit 34,7 % höher als der der Frauen (24,5 %).

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass bei insgesamt 2,3 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter von 18-70 Jahren eine Glücksspielstörung anhand der erfüllten Kriterien des DSM-5 erkennbar sei. Das sind hochgerechnet ca. 1,3 Millionen  Personen[1]. Weitere 5,7 Prozent (hochgerechnet ca. 3,2 Millionen  Personen) zeigen laut Studie ein riskantes Spielverhalten auf.

Die letzte Studie der BZgA von 2019 (Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2019) ging hochgerechnet von ca. 229.000 problematisch und ca. 200.000 pathologisch Glücksspielenden aus.

Aufgrund der starken Veränderung der Erhebungsmethodik (Siehe „Über den Glücksspiel-Survey“) sind die Ergebnisse der aktuellen Studie mit denen der Vorgängerstudien nur sehr eingeschränkt vergleichbar.  

Vergleichbar sind jedoch die Ergebnisse bezüglich des Anteils der Spielteilnahme an einzelnen Glücksspielformen. Diese sind Großteils stabil gegenüber den letzten Erhebungen geblieben.

An den riskanten Glücksspielformen Automatenspiele, Casinospiele und Sportwetten haben laut Survey 2021 insgesamt 6,8 % der Bevölkerung teilgenommen. Dabei liegt der Anteil derjenigen, die am Online-Glücksspiel teilnehmen, bei 4,6 %.

Diese Spielformen werden im Glücksspiel-Survey 2021 als riskant eingestuft, da sie geprägt sind von rascher Spielabfolge und kurzer Zeitspanne zwischen Einsatz und Spielergebnis, wodurch sich das Gefährdungs- und Suchtpotenzial signifikant erhöht.

Ein sicheres Glücksspiel-Umfeld 

Die Aufgabe der GGL ist es, das Glücksspielbedürfnis der Verbrauchenden in legale und beaufsichtigte Bahnen zu lenken und die bestehende Suchtgefahr insbesondere durch Präventionsmaßnahmen einzudämmen. Diesem Ziel ist eine besondere Bedeutung zuzumessen. Dazu sind im GlüStV 2021 zur Schaffung eines sicheren Glücksspiel-Umfeldes und der Risikoeinschränkung finanzieller und sozialer Schäden u.a. folgende Maßnahmen verankert:

  • anbieterbezogenes Spielerkonto
  • Möglichkeit der Selbstlimitierung
  • Vorgabe eines grundsätzlichen Einzahlungslimits von maximal 1.000 EUR
  • System zur Früherkennung von Spielsucht
  • besondere Vorgaben und Kontrolle von Werbung
  • Schaffung von Transparenz über lizensierte Anbieter

Weitere Spielerschutzmaßnahmen sind in unserer Broschüre "Glücksspielregulierung in Deutschland - für Glücksspiele im Internet" zu finden.

Über den Glücksspiel-Survey

Seit 2007 wird das Glücksspielverhalten der Bevölkerung in Deutschland wissenschaftlich erhoben. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führte dazu bisher alle zwei Jahre eine repräsentative Umfrage durch.

Für die Jahre 2021, 2023 und 2025 haben diese Aufgabe das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) sowie die Universität Bremen (Arbeitseinheit Glücksspielforschung) übernommen. Die Studie untersucht das Glücksspiel-Verhalten in Deutschland sowie glücksspielbezogene Störungen und Probleme im sozialen Umfeld und stellt die erste Erhebung und Veränderung seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages 2021 dar.

Die Daten werden dabei von der INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung (Berlin) erhoben. Beauftragt und finanziert wurde der Survey vom Deutschen Lotto- und Totoblock, die Deutungshoheit über die Ergebnisse lag jedoch zu 100 % bei den Wissenschaftlern.

Insgesamt wurden für die Studie zwischen dem 3. August und dem 16. Oktober 2021 12.303 Personen befragt. Die Studie 2021 unterscheidet sich jedoch methodisch vom Studiendesign der Vorgängeruntersuchungen. Insbesondere wurden neben telefonischen Befragungen erstmals auch Online-Erhebungen durchgeführt. Daher sind die Ergebnisse der aktuellen Studie mit denen der Vorgängerstudien nur sehr eingeschränkt vergleichbar.  

Der Glücksspiel-Survey 2021 steht zum Download unter Glücksspiel-Survey 2021 (isd-hamburg.de) zur Verfügung.

Eigene Berechnung: Die Hochrechnung erfolgt anhand des Bevölkerungsanteils 2020 der 18- bis 70-Jährigen, vgl. GENESIS-Online: Bevölkerung: Deutschland, Stichtag, Altersjahre (Abruf: 24.03.2022).

Studien und Fachartikel

  • Das Gefährdungspotenzial von Online-Glücksspielen: Eine systematische Literaturanalyse. Bremen: Universität Bremen; Hayer, Tobias, Girndt, Lydia & Kalke, Jens (2019).

  • Expertise zur Wirksamkeit von Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes: Ein systematischer Review (Schriftenreihe zur Glücksspielforschung, Band 21) von Tobias Hayer und Jens Kalke (2. September 2019)

Weiterführende Links

Hilfe für Betroffene

Wenn jemand in Ihrem Umfeld oder Sie selbst mit glücksspielsuchtbezogenen Problemen zu tun haben, finden Sie ein umfangreiches Beratungs-und Hilfsangebot auf www.bundesweit-gegen-gluecksspielsucht.de

Auch bei der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) finden Menschen mit Glücksspielproblemen Hilfsangebote. Die Seite www.check-dein-spiel.de der BZgA bietet Betroffenen, Angehörigen und Interessierten Informationen rund um das Themenfeld Glücksspiel und Glücksspielsucht.

Unter der kostenfreien Servicenummer 0800 1 37 27 00 bietet die BZgA eine Telefonberatung zur Glücksspielsucht an. (Mit Unterstützung des DLTB)

Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr erhalten Sie

  • gezielte Auskunft und Aufklärung über Glücksspielsucht
  • Informationen und Beratung zu bestehenden Hilfsangeboten vor Ort,
  • konkrete Beratung bei persönlichen Problemen und schwierigen Lebenssituationen, die durch Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten entstanden sind.

Weitere Anlaufstellen in Ihrer Region finden Sie zudem beim Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Suchthilfeverzeichnis - DHS.

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06108 Halle (Saale)

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